Die Entstehung des Okrifteler Wäldchestages
von Bernd Caspari
Nach dem Zusammenbruch und Ende des 2. Weltkrieges und den damit verbundenen Entbehrungen sehnten sich die Bürger Okriftels nach Frieden, Freiheit und einem Zusammenhalt. Sie hatten den Mut, wieder Feste zu feiern Nach der Gründung des Geselligkeitsvereins Harmonie, der aus Mitgliedern der Sängervereinigung entstand, zog man ins Freie, und zwar in den Kelsterbacher Wald, südlich der jetzigen Autobahn, zu einer Stelle, die als Rehbrunnen bezeichnet wurde. Diese Stelle lag westlich der Okrifteler Straße.
Dort wurde 1949 und 1950 von Vereinsmitgliedern sowie den Gastwirten Ernst Hessemer und Wilhelm Schmidt ein geselliger Tag verbracht. Es wurde dabei die Idee geboren, den Wäldchestag in Zukunft auf dem Turnplatz, dem heutigen Festplatz, zu begehen. Vorsitzender Wilhelm Zimmermann von der Harmonie lud deshalb die Vereine Okriftels zu einem Treffen zwecks Wäldchestag ein. Man einigte sich, dass zunächst der Vereinsring gegründet werden sollte, der sich mit dieser Thematik beschäftigen sollte. In einem Schriftstück von Wilhelm Zimmermann wurden Namen von den Personen aufgezeichnet, die ihn aktiv unterstützten. Das Originalschriftstück ist heute noch vorhanden.
Erster Wäldchestag
So wurde 1951 am Pfingstmontag und Pfingstdienstag der erste Wäldchestag gefeiert. Im Turnplatz standen viele über 150 Jahre alte Rüsterbäume, die damals Schatten spendeten. Zwischen den Bäumen hatten die Okrifteler Gastwirte die Bewirtung übernommen. Die Metzgereien sorgten für das leibliche Wohl. Den Tanzboden stellte gegen ein geringes Entgelt der Taunuswirt Adolf Jung zur Verfügung. Zum Tanz spielte die Kapelle Krämer auf. Die Finanzierung der Kapelle erfolgte durch Eintritt zum Tanzboden (Tanzkärtchen). Am Eingang zum Turnplatz musste Eintritt bezahlt werden. Die Kassen waren von der Festplatzstraße und vom Wäldchen kommend, sowie am Eingang der Jahnallee, danach am Wäldchen. Mit Unterstützung der damaligen Cellulosefabrik, den späteren Phrix-Werken, konnte der Festplatz an diesen Tagen beleuchtet werden. Es fanden Kinderbelustigungen statt, und ein Fackelzug mit Begleitung der Kapelle zog zur Eröffnung des Festes durchs Wäldchen. Der Erlös aus dieser Veranstaltung wurde auf die Vereine aufgeteilt. Als die Gastwirte die Betreibung ihrer Geschäfte nicht mehr alleine schaffen konnten, übernahm der Vereinsring die Organisation, wie sie noch heute geregelt ist. Der Aufbau von Tanzboden, Beleuchtung, Toilettenanlagen und Kassenbesetzungen wurde von den Vereinen übernommen.
Der Zuspruch in den folgenden Jahren wurde immer größer, und somit wuchs auch der Anspruch auf mehr Verantwortung und Regelung. Als 1961 die Phrix-Werke ihr 75-jähriges Betriebsjubiläum in einem großen Festzelt feierte, baute sie eine feste Toiletteneinrichtung, die natürlich für den Wäldchestag von Nutzen war.
Von den Anfängen des Wäldchestages sind von den Schaustellern die Firmen Bucher und Klein über 40 Jahre dabei, annähernd lange auch die Firma Richter. Die Firma Klein hat als Nachfolgerin die Tochter, Frau Pieczyk. Als eine Besonderheit ist zu erwähnen, dass es Ochs am Spieß gab, der von der Metzgerei Kleber zubereitet und verkauft wurde. Der Radfahrerclub Wanderlust hatte über viele Jahre die Bewirtung übernommen. Mit einer provisorischen Überdachung war dies ein Stand des Wäldchestages.
Bewirtung
Danach kam es zu einer Regelung, im Wechsel von Vereinen die Bewirtung zu übernehmen. Die bewirtenden Vereine übernahmen die Kosten für die Kapellen und sorgten so für den musikalischen Ablauf. In diesen Jahren wurden Gerätschaften vom Vereinsring für den Wäldchestag angeschafft, wie z.B. Tanzboden, Buntbeleuchtung, Überdachung für die Kapelle und Zubehör einschließlich der Reinigungsgeräte für den Festplatz. Dies alles steht den Vereinen für separate Feste zur Verfügung. Nach dem Bau des Bühnentraktes wurden auch die Toiletten- und Nebenräume geschaffen, die dem heutigen Standard entsprechen.
Ein dritter Tag
Immer neue Ideen aus den Vereinen veränderten von Zeit zu Zeit das Bild des Wäldchestages. Auf Wunsch der Schausteller wurde aus den anfänglich zwei Tagen ein dritter Tag, der Pfingstsonntag, und danach der Samstag, der die eigentliche Eröffnung des Wäldchestages beinhaltet. Er wird mit dem Bieranstich und einer Begrüßung, in der Regel durch den Bürgermeister, eröffnet und der Erlös des angestochenen Fasses Bier einem sozialen Zweck zugeleitet.
1981, im „Jahr der Behinderten“, wurde im September ein Bunter Abend und ein Familienfest zugunsten der Lebenshilfe Rhein-Main e.V. ausgerichtet. Vom damaligen 2. Beauftragten des Vereinsringes, Wolfgang Deul, wurde der Betrag von 39.190,- DM an Frau Luise Trappen für die Lebenshilfe übergeben. Alle beteiligten Vereine hatten hier auf ihren Gewinn verzichtet. Der Vereinsring war immer bestrebt, die Ausgewogenheit zwischen allen Beteiligten des Wäldchesfestes sicherzustellen. Anfang der 70er Jahre wurden den Verantwortlichen des Vereinsringes zwei Personen zur Seite gestellt, die sich um den Auf- und Abbau des Wäldchestages kümmern sollten, lt. Protokoll technische Berater. Dies sind bis heute Helmut Löw und Bernd Caspari. 1984 wurde der Festplatz in der heutigen Form von der Stadt Hattersheim umgestaltet und mit einem Feuerwerk eingeweiht.